Geschichte des Schlosses

Der heutige Schlossbau besteht aus insgesamt 5 Baukörpern, die zwischen 1370 und 1597 entstanden sind. Bischof Heinrich von Spiegel (1361 - 1380) errichtete einen gotischen Wohnturm, das sogenannte Haus „Spiegel“, welcher bis zum Umbau 1881/82 die übrigen, später hinzu gekommenen Gebäudeteile um einige Meter überragte.

Um 1525 entstand unter Erich von Braunschweig das zum Kirchplatz gelegene Haus „Braunschweig“. Der aus Tübingen stammende Baumeister Jörg Unkair brachte mit diesem Gebäude einen Baustil nach Nordwestdeutschland, der heute als „Weserrenaissance“ außerordentliche Bedeutung genießt. Das Haus „Braunschweig“ ist der erste Bau dieser neuen Stilrichtung in der Region.

Um 1534 schloss Bischof Hermann II. von Wied die Baulücke. Man nennt dieses Haus nach der Herkunft des Erbauers auch das Haus „Köln“.

Ein weiterer Bauabschnitt, angelehnt an das Haus „Braunschweig“ zur Lippe hin, entstand unter Rembert von Kerssenbrock um 1548.

Der für die katholische Reform des Fürstbistums besonders wichtige Landesherr und Bischof Dietrich IV. von Fürstenberg vollendete die geplante Vierflügelanlage des Schlosses mit der Erbauung des großen Hauses „Fürstenberg“ und der Hinzufügung der 4 Außentürme bis zum Jahre 1597. Somit war in einer Zeitspanne von etwa 230 Jahren eines der großen Wasserschlösser Westfalens entstanden, von dem aus die Paderborner Fürstbischöfe bis zum Jahre 1803 die Geschicke des Landes lenkten.

Bedeutende Bischöfe machten das Schloss zum kulturellen Mittelpunkt ganz Westfalens und darüber hinaus. Genannt seien hier vor allem Ferdinand von Fürstenberg (1661 - 1683) und Clemens August von Bayern (1719 - 1761), an den noch heute die weiß-blauen Rauten des Hauses Wittelsbach im Wappen am Schloss erinnern. Letzterer ließ am Schloss größere Umbauten vornehmen, zum Beispiel den Durchgang zum Schlossgarten.

Nach der Säkularisation 1802/03 wurde das Schlossgebäude zuerst von den Preußen genutzt. Es war eine Zeitlang Zuchthaus und ab 1820 errichtete man eine preußische Garnison im gesamten Schlossareal, die bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges die verschiedensten Einheiten beherbergt hat. Darunter sind die 8. Husaren besonders hervorzuheben, die von 1851 bis 1918 im Schlossgebäude beheimatet waren, sowie das Kavallerie-Regiment Nr. 15 (1919 - 1945). Nach 1945 kamen das Schloss und der gesamte Schlosspark unter britische Militärverwaltung. Spätere Pläne, ein Kavalleriemuseum oder eine Bundeswehrfachschule im Schloss zu etablieren, scheiterten nicht zuletzt aus finanziellen Gründen. Im Jahre 1964 erwarb die Gemeinde Schloß Neuhaus das Schlossgebäude sowie die oberen Teile der Schlosshalbinsel.

Nachdem man sich für die Einrichtung einer Realschule entschieden hatte, begann die kontinuierliche Renovierung der Innenräume des Schlosses bis 1978. Die alte Garnisonskirche der evangelischen Gemeinde im ehemaligen Rittersaal wurde ebenso zu Schulräumen umfunktioniert wie die alte bischöfliche Hofkapelle im Haus „Köln“. Allerdings war von der alten Pracht dieser Räume schon lange nichts mehr zu spüren, zumal das bischöfliche Inventar schon 1804 versteigert worden war.

Heute befinden sich die einzigen kunsthistorisch interessanten Innenräume, wie der sogenannte „Spiegelsaal“ (zur Zeit des Fürstbischofs Clemens August dessen Speisesaal) im Haus „Braunschweig“. In diesen Sälen in der ersten Etage des Schlosses und im ehemaligen Remter, wie der Speisesaal in Ordensburgen genannt wird, im Erdgeschoss dieses Hauses wurde 2017 das Residenzmuseum eröffnet.
   
Nach der abgeschlossenen Gesamtrenovierung, besonders auch im Außenbereich, stellt das Neuhäuser Schloss heute wieder den dominierenden Mittelpunkt des Ortes dar.