Ein Schloss, fünf Baukörper

Das Neuhäuser Schloss, wie es heute zu sehen ist, zeugt von einer langen und bewegten Geschichte. Zunächst bot es den Fürstbischöfen von Paderborn eine standesgemäße Residenz. Schon im Verlauf dieser Nutzung erfuhr das Gebäude zahlreiche An- und Umbauten, die man in fünf Bauabschnitte unterteilen kann. Erst nach umfangreichen Renovierungen im Innen- und Außenbereich steht es heute wieder als Glanzpunkt da.

Haus Spiegel 1370

Den Anfang machte Bischof Heinrich von Spiegel. Er war von 1361 bis 1380 Fürstbischof von Paderborn und errichtete einen gotischen Wohnturm, das sogenannte „Haus Spiegel“, das lange Zeit alle späteren Bauteile überragte. Erst 1881/82 wurde dieser Höhenunterschied im Zuge eines Umbaus angeglichen.

Haus Braunschweig 1525

Anfang des 16. Jahrhunderts saß Erich von Braunschweig auf dem Bischofsstuhl in Paderborn und ließ das Schloss in Richtung Kirchplatz erweitern. Damit beauftragt wurde Jörg Unkair, ein Baumeister aus Tübingen, der aus seiner Heimat einen ganz neuen Baustil mit nach Norddeutschland brachte. „Haus Braunschweig“ kommt damit besondere architekturgeschichtliche Bedeutung zu, denn es gilt als erster Bau der Weserrenaissance in dieser Region.

Haus Köln 1534 und Haus Kerssenbrock 1548

Unter Bischof Hermann II. von Wied wurden diese beiden ersten Gebäudeteile verbunden. Erneut diente die Herkunft des Erbauers zur Namensgebung. Zur Lippe hin sorgte Bischof Rembert von Kerssenbrock nur wenige Jahrzehnte später für einen weiteren Anbau.

Haus Fürstenberg 1597

Die Zeit der Gegenreformation als Antwort auf die Reformation prägte Dietrich IV. von Fürstenberg als Landesherr und Bischof in Paderborn. Er vollendete das vierflügelige Schloss und fügte auch die charakteristischen vier Außentürme hinzu.

Kulturelles Zentrum Westfalens

Insgesamt knapp 230 Jahre dauerte damit die bauliche Entwicklung des Schlossgebäudes. Seine Hausherren machten es zum kulturellen Mittelpunkt Westfalens und Anziehungspunkt weit darüber hinaus. Neben Ferdinand II. von Fürstenberg, Bischof von 1661 bis 1683, erwies sich vor allem Clemens August I. von Bayern von 1719 bis 1761 als einflussreicher Bauherr. Er veranlasste zahlreiche Umbauten, legte den Barockgarten an und ließ einen Durchgang dorthin errichten.

Säkularisation 1802/03

Als kirchlicher Besitz fiel im Zuge der Säkularisation Schloss Neuhaus an die Preußen. Sie nutzten es zunächst als Zuchthaus und errichteten 1820 eine preußische Garnison auf dem Gelände. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges beherbergte das Schlossareal verschiedenste militärische Einheiten. Von 1851 bis 1918 waren hier die 8. Husaren stationiert, von 1919 bis 1945 das Kavallerie-Regiment Nr. 15.

Nachkriegszeit ab 1945

Nach Kriegsende wurde das Areal zunächst unter britische Militärverwaltung gestellt. Schon damals schmiedete man Pläne für das Gebäude, etwa die Einrichtung eines Kavalleriemuseums oder den Einzug einer Bundeswehrfachschule. Wohl auch aus finanziellen Gründen wurde nichts davon umgesetzt. 1964 schließlich erwarb die damalige Gemeinde Schloß Neuhaus das Schlossgebäude und die oberen Teile der Schlosshalbinsel.

Realschule Schloss Neuhaus

Schließlich fiel die Entscheidung, das Schloss zum Schulgebäude umzubauen. Die Pracht vergangener Tage war mit der Versteigerung des gesamten bischöflichen Inventars 1804 schon kaum noch zu erahnen. Die Renovierung dauerte bis 1978 und verwandelte die alte Garnisonskirche der evangelischen Gemeinde im ehemaligen Rittersaal ebenso wie die alte bischöfliche Hofkapelle im Haus Köln in Schulräume. Diese Nutzung besteht weiterhin.

Historische Räume und Museum im Schloss

Einige Räume von kunsthistorischem Interesse verweisen auch heute noch auf die Historie des Schlosses. Der prunkvolle Spiegelsaal, der für Veranstaltungen und Trauungen genutzt wird, diente Clemens August in seiner Zeit als Speisesaal. In diesem und einigen anschließenden kleineren Sälen sowie im ehemaligen Remter (so der Name des Speisesaals einer Ordensburg) wurde 2017 das Residenzmuseum mit einer Ausstellung zur Geschichte des Neuhäuser Schlosses eröffnet.